Die Legende vom Schwertschmied Amakuni  
- wie sie von den Schmieden der Provinz Yamato überliefert wurde -
Ungefähr um das Jahr 700 nach Christi lebte in der Provinz Yamato ein Schwertschmied namens Amakuni. Eben dieser Amakuni stand einer Gruppe von Schwertschmieden vor, die für die Fertigung von Schwertern für den Kaiser und dessen Soldaten zuständig waren.
Als der Kaiser eines Tages mit seinen Kriegern aus einer Schlacht zurückkehrte, standen Amakuni und sein Sohn Amakura vor ihrer Schmiede und betrachteten die heimkehrenden Krieger. Als dann der Kaiser an ihnen vorbeiritt, grüßte er die Schmiede nicht, gleichwohl er das sonst immer getan hatte. Amakuni war betrübt, hatte er doch diesen Gruß immer als Anerkennung für seine Arbeit gewertet. Da bemerkte er plötzlich, daß gut die Hälfte der heimkehrenden Soldaten zerbrochene Schwerter mit sich führten.
Amakuni und sein Sohn Amakura sammelten die Überreste dieser Schwerter ein und untersuchten sie genau. Sie machten die Feststellung, daß die Schwerter hauptsächlich deswegen zerbrochen waren, weil sie nicht richtig geschmiedet worden waren und weil die Krieger mit den Klingen gegen harte Objekte geschlagen hatten. Dieser Umstand betrübte ihn so sehr, daß er sich schwor, ein besseres Schwert, welches nicht zerbricht, zu schmieden und so sein Ansehen beim Kaiser wieder herzustellen.
Sieben Tage und sieben Nächte schlossen sich Amakuni und sein Sohn in ihrer Schmiede ein, beteten und meditierten, um sich auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Dann nahm Amakuni das beste Eisenerz das zu finden war, und schmiedete es, bis es den Grad höchstmöglicher Reinheit erhalten hatte. Dreißig Tage arbeiteten die beiden ohne Unterlaß um das Unmögliche zu schaffen. Voller Freude präsentierten sie dann ein vollkommen neues Schwert, einschneidig, mit leicht geschwungener Klinge und von berauschender Schönheit. In der nun folgenden Zeit arbeiteten Amakuni und sein Sohn wie besessen weiter und stellten viele der neuen verbesserten Klingen her. Im darauffolgenden Frühjahr brach dann wieder ein Krieg aus, der die erste Bewährungsprobe für das neue Schwert sein sollte.
Wieder kehrten die Krieger aus dem Kampf zurück und wieder standen Amakuni und sein Sohn vor ihrer Schmiede und warteten auf den Vorbeiritt des Kaisers. Dabei zählten sie die Schwerter, die intakt aus der Schlacht zurückgebrachten wurden... eins, zwei, drei... neun, zehn, elf... neunundzwanzig, dreißig, einunddreißig. Alle von Amakuni geschmiedeten Schwerter waren unversehrt zurückgebracht worden! Als der Kaiser dann auf ihrer Höhe vorbeikam, lächelte er und war voll des Lobes: "Ihr seid ein wahrhaft meisterlicher Schwertschmied, Amakuni. Keines Eurer Schwerter hat in der Schlacht versagt". Hocherfreut über dieses Lob sah Amakuni sich der Erfüllung seines Lebens ein kleines Stückchen näher.
Amakuni gilt der Überlieferung nach als der Schmied, der erstmals das typische Samuraischwert schmiedete. Ob sich diese Legende nun tatsächlich so zugetragen hat, ist heutzutage nicht mehr nachvollziehbar. Tatsache jedoch ist, daß um diese Zeit die ersten einschneidigen Schwerter mit leicht geschwungener Klinge auftauchten.
 Autor: Rüdiger Meier
Quelle:
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